The CORESTATE View

2018 nähert sich langsam seinem Ende und die Volkswirtschaften und Finanzmärkte sind wieder in vollem Schwung. Der kurzfristige Ausblick bleibt trotz Marktkorrekturen positiv und wir präsentieren die erste Ausgabe des CORESTATE View.

I. Den Volkswirtschaften Europas geht es trotz einer leichten Abschwächung gut.

Unsere Analyse zeigt, dass die Euro-Staaten auch weiterhin stark wachsen sollten und dass die ökonomischen Fundamentaldaten ansprechend bleiben.

II. In unserem Marktausblick wenden wir uns dem Thema steigender Zinsen zu.

Wir stellen fest, dass für Immobilienanlagen die gesamtwirtschaftliche Entwicklung entscheidender ist als das Zinsniveau.

III. Im Deep Dive dieser Ausgabe, unserem thematischen Fokusartikel, werfen wir einen genaueren Blick auf die Value-Add-Strategie in Immobilienanlagen.

Es zeigt sich, dass solche Anlagen einen hohen Grad an Expertise verlangen.

Die Makroperspektive

Tieferes Wachstum, aber noch kein Grund zur Sorge

Die aussergewöhnlich hohen Wachstumszahlen der Eurozone aus dem letzten Jahr gehören mittlerweile der Vergangenheit an. In Deutschland kommt der schwächere Wachstumskurs seit Jahresbeginn eher einer gesunden Entschleunigung gleich. Die EZB plant zwar die Normalisierung ihrer Kapitalpolitik, die Zinsen werden vorerst aber weiterhin tief bleiben.

Die Wirtschaftsentwicklung hat in der Eurozone etwas an Schwung eingebüsst. Die Wachstumsraten sind zwar weiterhin robust, fallen aber tiefer aus als noch im Vorjahr. Eine schwächere Dynamik signalisieren auch die vorlaufenden Indikatoren, die seit Jahresbeginn stetig an Boden verloren haben. Beruhigend ist zu konstatieren, dass Deutschland für das schwächere Wachstum mitverantwortlich ist.

Die Kapazitäten der deutschen Wirtschaft sind voll ausgelastet und der Arbeitsmarkt befindet sich nahe der Vollbeschäftigung. Auch bleiben der Binnensektor und insbesondere das Baugewerbe mit hohem Tempo unterwegs. Da ist ein Rückgang der Wachstumsraten kein schlechtes Zeichen, wird doch die Gefahr einer Überhitzung dadurch reduziert. Die Inflation liegt bereits jetzt bei ungefähr 2 Prozent – anhaltende Inflationsraten über diesem Niveau würden die Unterstützung der deutschen Sparer für die sehr expansive Kapitalpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) auf eine harte Probe stellen.

Kapitalpolitische Normalisierung kommt langsam

Besser erklärbar ist die expansive Kapitalpolitik der spanischen Bevölkerung. Dort hat der Arbeitsmarkt zehn Jahre nach Ausbruch der Krise immer noch Nachholbedarf. Tiefere Wachstumszahlen, wie es die letzten Daten andeuten, kommen da zu früh und die EZB wirkt hier unterstützend. Laut Fahrplan für die Normalisierung der Kapitalpolitik fährt diese seit Oktober das Wertpapier-Kaufprogramm zurück und lässt es Ende Jahr auslaufen.

Auslaufende Anleihen sollen aber weiterhin reinvestiert werden. Die Bilanz wird also nicht verkleinert. Gleichzeitig hat die EZB auch versichert, die Zinsen bis im Sommer 2019 nicht zu erhöhen. Mit diesen klaren Ankündigungen sind in den nächsten Monaten seitens der EZB keine Überraschungen zu erwarten. Sie wird sich im Frühling wieder dazu äussern müssen, wie sie ihre Normalisierung fortsetzt.

Politik spitzt sich zu

Unterdessen erwartet uns aus politischer Sicht ein heisses Jahresende. Die Brexit-Verhandlungen gehen in die entscheidende Phase. Ob eine gütliche Einigung erreicht werden kann, ist noch völlig ungewiss. Innenpolitische Schwierigkeiten machen die Verhandlungen für die britische Regierung zu einem Zweifrontenkrieg, dementsprechend ungelenk stellt sich diese derzeit auch an. Die relativ hohe Wahrscheinlichkeit eines harten Brexits steht dabei in einem Missverhältnis zu den noch mittelmässigen Vorbereitungen für diesen Fall.

Weiter südlich werden in diesem Herbst die Verhandlungen zum Staatshaushalt von Italien mit Argusaugen beobachtet. Es wird sich zeigen, wie gut der italienischen Regierung der Spagat zwischen der Erfüllung ihrer Wahlversprechen und dem Nachkommen ihrer Verpflichtungen gegenüber Europa gelingen wird.

Holland, Schweiz und Polen mit starkem Wachstum

Den kaum vom Fleck kommenden Brexit-Verhandlungen zum Trotz entwickelt sich in Grossbritannien die Wirtschaft nach einem schwachen Start ins Jahr erfreulich. Insbesondere der Konsum und die Bauwirtschaft konnten zulegen und die Inflationsraten liegen auch dort über dem Ziel von 2 Prozent. Dementsprechend konnte die Bank of England Anfang August ihren zuletzt noch verschobenen Zinsschritt nachholen. Rasch ansteigende Leitzinsen sind nun aber nicht zu erwarten, zu unsicher ist der Wirtschaftsausblick.

Eine immer noch gute Auslandsnachfrage hilft auch exportorientierten Ländern wie der Schweiz und den Niederlanden. Diese können dementsprechend hohe Wachstumsraten ausweisen. Belgien kann von der ausgezeichneten Situation der niederländischen Wirtschaft hingegen nur teilweise profitieren. Das belgische Wachstum bewegt sich schon seit längerem nur marginal über ihrem Potenzial.

In Polen hingegen herrscht Hochkonjunktur, trotz der leicht rückläufigen Wachstumszahlen in Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner. Das hohe Wirtschaftswachstum dort erklärt sich durch die ausgabefreudigen Konsumenten. Die politischen Unsicherheiten in Europa diesen Herbst wird auch die Schweizer Wirtschaft über den Wechselkurs zu spüren bekommen. Die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung dürfen allerdings nicht überschätzt werden.

Solange die Konjunktur im Ausland brummt, werden Schweizer Produkte nachgefragt. Kleinere Schwankungen des Frankens schlagen damit zwar auf die Marge, haben aber keine direkten Folgen für die Produktion. Aufgrund der Fokussierung der SNB auf den starken Franken wird diese die Zinsen aber voraussichtlich weiter tief halten.

In Polen hingegen herrscht Hochkonjunktur, trotz der leicht rückläufigen Wachstumszahlen in Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner. Das hohe Wirtschaftswachstum dort erklärt sich durch die ausgabefreudigen Konsumenten. Die politischen Unsicherheiten in Europa diesen Herbst wird auch die Schweizer Wirtschaft über den Wechselkurs zu spüren bekommen. Die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung dürfen allerdings nicht überschätzt werden.

Solange die Konjunktur im Ausland brummt, werden Schweizer Produkte nachgefragt. Kleinere Schwankungen des Frankens schlagen damit zwar auf die Marge, haben aber keine direkten Folgen für die Produktion. Aufgrund der Fokussierung der SNB auf den starken Franken wird diese die Zinsen aber voraussichtlich weiter tief halten.

Der Marktausblick

Sind steigende Zinsen ein Problem für Immobilien?

Tiefe Zinsen wirken sich immer noch positiv auf die Immobilienpreise aus. Doch angesichts der Zinserhöhungen in den USA und der von der EZB angedeuteten Normalisierung im Herbst 2019 werden die Märkte am Thema der steigenden Zinsen nicht vorbeikommen. Glücklicherweise zeigt die Vergangenheit, dass eine Zinswende allein für Immobilienanlagen kein Problem darstellt – Rezessionen hingegen schon.

Die amerikanische Zentralbank Federal Reserve leitete die Zinswende bereits vor drei Jahren ein. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält hingegen vorläufig am Negativzins auf Einlagen der Banken fest. Zwar ist die Normalisierung der Kapitalpolitik geplant, die langfristigen Zinsen in Deutschland haben auf diese Absichten bisher aber noch kaum reagiert. Seit zwei Jahren bewegen sie sich in einem relativ engen Band um 0.5 Prozent. Sie liegen damit immer noch ausserordentlich tief. Rechnet man die von der EZB anvisierte Teuerungsrate von etwa 2 Prozent ab, wird die klar negative reale Verzinsung offensichtlich.

Der Status Quo

Was dem Sparer das Leid ist, ist dem Schuldner die Freud. Auch die Zinsen auf Wohnungsbaukrediten befinden sich nahe ihren historischen Tiefstständen. «Die Deutschen könnten die niedrigen Kreditzinsen für sich nutzen. Dafür müssten sie sich etwas mehr verschulden, aber das mögen viele einfach nicht», liess sich der damalige EZBVizepräsident Vitor Contâncio im Frühling zitieren. Diese Aussage war aus zweierlei Perspektiven erstaunlich.

Erstens kann eine hohe Verschuldung auch negative Konsequenzenhaben, wie auch die Bundesbank immer wieder betont. Zweitens nutzen die Deutschen die tiefen Zinsen durchaus. Die Zahl ausstehender Wohnungsbaukredite steigt seit 2008 an. Die Zinsbindungsfristen werden dabei immer länger. Auswirkungen dieser Kreditvergabe sieht man bei den Entwicklungen der Immobilienpreise im Bereich Wohneigentum. Landesweite Indizes zeigen, dass die Häuserpreise in den vergangenen 10 Jahren um etwa 25 Prozent zugenommen haben, im vergangenen Jahr um etwa 3 Prozent. Preissteigerungen in einzelnen Städten liegen deutlich höher.

Auch in der Schweiz verbleiben die Zinsen auf Tiefständen. Die Preise für Wohneigentum steigen weiterhin, allerdings hat die Dynamik in den vergangen 3 Jahren abgenommen – dies trotz der Einführung des Negativzinses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB). In Grossbritannien wagte die Bank of England im August einen Zinsschritt. Dadurch haben sich die langfristigen Zinsen erhöht. Der Immobilienmarkt leidet aber weniger unter den steigenden Zinsen als unter der Unsicherheit des Ausgangs der Brexit-Verhandlungen.

Für Immobiliengesellschaften ist das Umfeld immer noch zwiespältig. Die tiefen Zinsen sorgen einerseits für Preissteigerungen. Andererseits drücken sie auch auf die Renditen. Die Dividendenauszahlungen haben sich inden letzten Jahren zwar erholt, liegen aber immer noch deutlich unter dem Niveau von 2008. Um eine bessere Vorstellung über die Bedeutung steigender Zinsen zu gewinnen, haben wir den Zusammenhang zwischen steigenden Zinsen und dem Immobilienmarkt in der Vergangenheit etwas genauer unter die Lupe genommen.

Zinsen werden steigen

An Zinsprognosen haben sich schon viele den Kopf zerbrochen. Die Evidenz ist aber eigentlich klar: Es ist nicht möglich, die Zinsentwicklung für die nächsten Jahre vorherzusehen. Diese Prognosen sind also mit grosser Vorsicht zu geniessen. Wir können aber mit Gewissheit sagen, dass die Zinsen nicht noch tiefer sinken werden als in den vergangenen Jahrzehnten. Nicht nur wurde die Nullzinsgrenze erreicht.

Auch haben sowohl die EZB als auch die SNB ihre Leitzinsen ins Negative gesenkt. Die letzten Jahre zeigen, dass die Bargeldnachfrage sehr wohl auf Negativzinsen reagiert. Noch tiefere Zinsen würden vermehrt mit einer erhöhten Bargeldnachfrage umgangen werden. Die Zentralbanken könnten ohne Einschränkungen des Bargeldumlaufs die Zinsen also kaum noch weiter senken. Solche Einschränkungen wiederum scheinen zumindest in deutschsprachigen Ländern aus politischen Gründen nicht umsetzbar zu sein.

Nicht nur die kurzfristigen Zinsen, sondern auch die langfristigen Zinsen gemessen an den Staatsanleihen bewegen sich auf äusserst tiefen Niveaus. Neben den Käufen durch risikoscheue Anleger kommt in Deutschland die Nachfrage des Wertschriftenpapierprogramms der EZB dazu. Auch wenn sie in einer nächsten Krise wollten, könnten Zentralbanken die kurz- wie auch die langfristigen Zinsen in Ländern wie Deutschland und der Schweiz nur noch marginal tiefer drücken.

Wenn die Zinsen ihren Tiefpunkt erreicht haben, bedeutet dies aber, dass zukünftig mit gleichbleibenden oder steigenden Zinsen zu rechnen ist. Wir wissen, dass die Immobilienpreise in den letzten Jahren von sinkenden Zinsen profitieren konnten. Zwangsläufig müssen wir uns nun fragen, was passiert, wenn die Zinsen wieder steigen.

Zinsanhebungen & Immobilienrenditen

Abbildung 2 zeigt, dass in Phasen mit steigenden Zinsen die Renditen von Immobilien steigen. Gleichzeitig zeigtsie aber a uch, dass dies in Zeiten gleichlaufender oder sinkender Zinsen ebenso der Fall war. Der Schlüssel zu dieser Bewegungen findet sich im Konjunkturverlauf.

Steigende Zinsen reflektieren zu einem hohen Grad den Wirtschaftsgang. Zentralbanken versuchen mit höheren Zinsen Übehitzungserscheinungen entgegenzutreten. Nur so können sie ihr Mandat der Preisstabilität erfüllen. Sie versuchen dies aber zu tun, ohne dem Wachstum der Wirtschaft zu schaden. Dementsprechend wäre es das Ziel, steigende Zinsen mit hohen Wachstumsraten koexistieren zu lassen. Hohe Wachstumsraten sind wiederum ein Umfeld, von dem der Immobiliensektor profitiert.

Beispielsweise gehen hohe Wachstumsraten Hand in Hand mit einer guten und risikofreudigen Stimmung von Konsumenten und Investoren, was Wohn- und Gewerbeimmobilien unterstützt. Immobilieninvestoren können also gleichzeitig von hohen Preisen und einem hohen Zinsumfeld profitieren. Dies gilt insbesondere für Immobilien mit Upside-Potenzialen (Value Add Immobilien), weil bei Neuvermietungen z.B. höhere Mieten erzielt werden können. Von einem positiven gesamtwirtschaftlichen Umfeld profitieren eben beide, Nutzer wie Vermieter von Immobilien.

Im gegenteiligen Fall, wenn die Wirtschaft in eine Rezession gerät, wird das Einkommen vieler Konsumenten oder Investoren unsicher. Investitionen in Immobilien können oder wollen nicht mehr eingegangen werden. Bestehende Investitionen müssen aufgebeben werden, weil die Schuldzinsen nicht mehr bezahlt werden können. Dies führt dazu, dass Immobilienpreise unter Druck kommen. Gleichzeitig senken die Zentralbanken die Zinsen, was zu Druck auf die Mieteinnahmen führt. Tiefere Zinsen führen zu einer Ausweitung der Kreditaufnahme und einem vermehrten Investieren von Kapitalern in Immobilien aufgrund mangelnder Alternativen. Beides führt zu mehr Wohnungsbau, einem höheren Angebot an Wohnungen und damit zu Druck auf den Mieten, da das Preis-Miete-Verhältnis sinkt. In der Schweiz ist der Weg noch direkter: Die Mieten sind direkt an die Zinsen gebunden. Das alles macht deutlich, dass die Renditen von Immobilieninvestoren in einer Rezession stark sinken. Gleichzeitig bringt ein sinkender Markt aber auch aussergewöhnliche Einstiegschance, sei es z.B. wenn Eigentümer sich aus Liquiditätsüberlegungen von Immobilien trennen (müssen), die sie sonst nicht veräußert hätten.

Auf den Konjunkturzyklus achten

Klar ist, dass Zinsen alleine nicht die beste Erklärung für Immobilienrenditen sind. Wenn wir uns also nun auf eine mögliche Zinswende vorbereiten, heisst das nicht, dass dies Immobilieninvestitionen schaden muss. Viel wichtiger ist es, den Konjunkturzyklus zu beachten, da es vor allem wirtschaftliche Abschwünge sind, die zu grossen Wertverlusten führen. Doch diese Perspektive gibt aktuell Entwarnung. Die Weltwirtschaft entwickelt sich derzeit stark und auch weiterhin ist eine Rezession in den nächsten Monaten nicht absehbar.

Der Deep Dive

Value-Add Immobilieninvestitionen

Mit Value-Add Immobilienstrategien haben Investoren Zugang zu höheren Renditen als mit klassischen «Core Investments». Value-Add Investment Manager werten Gebäude auf und passen deren Mieterbasis an, um so eine Kombination aus Kapitalausschüttungen, aber vor allem -gewinnen zu erreichen. Verglichen mit Core, birgt Value-Add aber auch ein höheres Risiko. Die 17-prozentige Verlustchance von Value-Add Fonds unterstreicht die Bedeutung der Managerauswahl für solch eine Investitionsstrategie.

Die meisten Manager ermöglichen es Investoren, sich in grosse Portfolios von qualitativ hochwertigen und gut unterhaltenen Immobilien einzukaufen. Solche «Core Investments » versprechen eine wiederkehrende Ausschüttung in Form der Miete abzüglich den Verwaltungs- und Unterhaltsgebühren des Gebäudes. Auch erwirtschaften sie von Zeit zu Zeit Kapitalgewinne, obwohl diese Komponente in der Core Strategie keine Priorität darstellt.

Value-Add Investment Manager kaufen, transformieren und verwalten Büros, Einkaufsläden, Industriegebäude sowie Wohnliegenschaften und andere speziellere Immobilien. Für solche Projekte müssen die richtigen Objekte identifiziert werden, Bauvorhaben effizient und schnell umgesetzt und die Immobilie besonders aktiv bewirtschaftet werden. Entsprechend sind diese Manager meist hoch spezialisiert und verfügen über umfassende lokale Expertise, welche kritische Erfolgsfaktoren für die Umsetzung der Projekte sind.

Value-Add im Fokus

Die Strategie Value-Add konzentriert sich also auf Gebäude, die von institutionellen Investoren und öffentlichen Fonds mehrheitlich ignoriert werden. Gebäude werden durch den Manager umgebaut sowie aufgewertet und ihre Mieterbasis wird angepasst. Zum Beispiel könnte eine Liegenschaft hervorragend gelegen, aber von einer nicht mehr zeitgemäßen Qualität sein. In einem solchen Fall kann ein Value-Add Manager durch eine ästhetische oder technische Renovation die Qualität des Gebäudes erhöhen und dieses zu einem höheren Preis zunächst vermieten und dann wiederverkaufen.

Erfolgreiches Anlegen in Value-Add verlangt drei sich gegenseitig ergänzende Fertigkeiten. Zuerst müssen Investoren dazu in der Lage sein, Raumpläne zu optimieren, die Funktionalität und das Aussehen einer Immobilie zu verbessern und den Komfort eines Gebäudes zu erhöhen. Zweitens müssen sie unternehmerisch kompetent genug sein, um Mieten anzupassen, Leerstände zu verpachten und vertragliche Rahmenbedingungen zu verändern. Zuletzt
müssen sie für die Identifizierung und Bewertung, sowie dem Kauf und Verkauf von Immobilien dedizierte Expertise und ein breites Netzwerk aufweisen.

Da viele Anleger solch ein breites Kompetenzspektrum nicht abdecken können, ist die logische Schlussfolgerung oft diese Arbeiten einem spezialisierten Investment Manager zu überlassen. Bei der Wahl desSpezialisten ist es unerlässlich, die Expertise, den Zugang zum Anlageuniversum und die Erfolgsbilanz in den drei oben genannten Gebieten zu beurteilen.

Das ideale Timing

Für Value-Add sind Märkte ein gutes Umfeld, in denen Renditen unter Druck stehen und sich die Mieten schnellentwickeln. Renditen stehen unter Druck, wenn die Preise an erstklassigen Standorten hoch sind und Mieten nicht weiter steigen.

Da eine gewisse Nachfrage nach Wohn- und Geschäftsraum allerdings bestehen bleibt, beginnen Mieter beispielsweise ausserhalb eines Stadtkerns zu suchen. Genau an diesen Orten setzt Value-Add häufig seinen Fokus. Die Preise von eher zweitklassig gelegenen Immobilien stehen in so einem Umfeld weniger unter Druck und profitieren von der gesteigerten Nachfrage, was wiederum zu höheren Mietpreisen führt. Das nutzen Value-Add Manager oft aus.

Langfristige Performance

Einzelne Gebäude werden kürzer gehalten als in der Strategie Core, was es erlaubt die Liegenschaften zu einem passenden Zeitpunkt zu verkaufen. Falls sich eine solche Möglichkeit nicht anbietet, können Manager an ihren Anlagen festhalten und in der Zwischenzeit die Miete einziehen. Ihr Ziel ist eine interne Rendite von mindestens 10% brutto zu erreichen, indem sie ein höheres Risiko eingehen als Buy-and-Hold-Strategien (Core).

Doch wie hoch sind die Renditen von Value-Add-Fonds tatsächlich? Jüngst erforschte John Pagliari, Professor an der Universität Chicago, in einer Studie die Eigenschaften unterschiedlicher Immobilienstrategien (Tabelle 1). Unter normalen Marktumständen (wie es laut Pagliari zwischen 1996-2006 der Fall war) erreichten Fonds der Strategie Value-Add im Durchschnitt eine Rendite von 13.4%. In Zeiten von Marktstress (2007-2012) resultierte eine negative Rendite.

Hinter diesen Zahlen steckt jedoch wesentlich mehr. Eine detailliertere Analyse (Abbildung 1) zeigt die Auswirkung der Finanzkrise auf die Renditen. Während Fonds aus dem Jahre 2002 praktisch kein Zeichen der letzten Rezession aufweisen, wird deren Einfluss in den folgenden Jahrgängen schon deutlicher. Pagliari teilt seinen Datensatz in 2006. Wir sehen den Schnitt zwischen gewinn- und verlustbringenden Jahrgängen bereits in 2005. Erklärung hierfür ist, dass diese Fonds mit ihren Anlagen oftmals in der Finanzkrise investiert waren und deren Wert durch die allgemeine Marktabschwächung in Mitleidenschaft gezogen waren.

Einige Fonds aus dem Datensatz sind immer noch aktiv. Deren Renditen sind folglich noch nicht endgültig und könnten die Resultate beeinflussen. Ein Blick auf die Entwicklung aktiver Fonds gegenüber ihrem historischen Durchschnitt zeigt, wie unterschiedlich einzelne Jahrgänge ausfallen können (Abbildung 2).

Der Jahrgang 2008 wird aller Wahrscheinlichkeit nach unterdurchschnittlich abschneiden. 2009 wird wohl über dem Durchschnitt ausfallen, weil hier Fondsmanager von guten Einstiegsmöglichkeiten nach dem Ausbrechen der Krise profitieren konnten. 2010 sowie 2011 werden in etwa dem Durchschnitt entsprechen und 2012 sieht bisher hervorragend aus. Renditen von aktiven Fonds müssen also äusserst vorsichtig interpretiert werden. Die Streuung zwischen einzelnen Managern steigt dabei vor allem in Zeiten von Marktstress und streicht die Wichtigkeit der Managerwahl. Erfahrene Manager sind zudem in der Lage, den Einfluss vom Timing bei ihren Investments besser zu steuern, z.B. durch Kontrolle des Zeitpunktes ihres Kaufs und Verkaufs.

Risiken und Vorteile

Zwei Risiken von Value-Add stehen im Vordergrund: die Umsetzung der Strategie, die grosses Fachwissen verlangt, und die Verschuldung. Letztere kann bis zu 60 Prozent des Immobilienwertes erreichen. Für Anleger ist darum vor allem die Wahrscheinlichkeit von Verlusten wichtig (Abbildung 3). Laut Cambridge Associates verloren bis heute 77 von 442 Fonds (17.4%) durchschnittlich 36% ihres Kapitales. Die restlichen 365 Fonds erreichten im Durchschnitt einen Gewinn von 49%.

Ein Vorteil von Value-Add liegt darin, dass diese Strategiedas Immobilienportfolio diversifiziert und sie dabei helfen kann, eine Heimmarktneigung und ein Übergewicht in Core zu vermeiden. Da das Können des Managers in dieser Strategie von besonderer Bedeutung ist, schneidet sie insbesondere dann besser ab, wenn Core schlechtere Resultate aufweist. Manager können darüber hinaus den Zeitpunkt ihres Kaufs und Verkaufs besser kontrollieren. Anlagen in Value-Add verlangen jedoch Disziplin, Expertise und eine Verteilung der Anlagen über mehrere Jahre, um den Einfluss negativer makroökonomischer Ereignisse zu lindern.

Endnoten – Definitionen

IRR:
Internal Rate of Return. Diese Metrik wird verwendet um die annualisierte Rendite eines Fonds zu messen. Sie wird in Prozent und vor Kosten berechnet.

Reife:
Die Reife eines Fonds wird als Verhältnis zwischen seinen Ausschüttungen und dem ursprünglich gesammelten Kapital gemessen.

TVPI:
Total Value to Paid-in. Mit diesem Mass wird das Mehrfache des Investitionsvermögens gemessen, welches ein Fond generiert.

Streuung der Rendite (25%):
Mithilfe dieser Metrik wird das Risiko gemessen, welches für Anleger bei der Auswahl der einzelnen Produkte entsteht. Sie bemisst die Differenz zwischen der Rendite der besten und schlechtesten 25% der Fonds.

Rechtliche Hinweise

Diese Publikation wurde von der CORESTATE Capital Group GmbH erstellt und dient ausschließlich zu Informationszwecken. Sie wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und basiert auf Informationen aus Quellen, die die CORESTATE Capital Group GmbH für zuverlässig erachtet, für deren Genauigkeit, Vollständigkeit und Richtigkeit sie aber keine Gewähr übernimmt. Alle Informationen und Meinungen sind nur zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Publikation aktuell und können sich jederzeit ohne Vorankündigung ändern. Die CORESTATE Capital Group GmbH behält sich das Recht vor, jederzeit Änderungen und/oder Ergänzungen an den in dieser Publikation enthaltenen Angaben vorzunehmen. Alle Annahmen, Zahlen und Prognosen in diesem Dokument dienen nur der Orientierung. Diese Publikation verfolgt nicht das Ziel, den Kauf oder Verkauf einer bestimmten Finanzanlage zu fördern und ist daher nicht als eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Kauf oder Verkauf von Anlage- oder anderen spezifischen Produkten bzw. als ein solches Angebot seitens der CORESTATE Capital Group GmbH zu verstehen. Die hierin enthaltenen Analysen basieren auf zahlreichen Annahmen. Unterschiedliche Annahmen können zu materiell unterschiedlichen Ergebnissen führen. Die CORESTATE Capital Group GmbH übernimmt keine Haftung für Schäden, die aus Fehlern, Unvollständigkeiten oder Ungenauigkeiten in dieser Publikation entstehen. Diese Publikation darf ohne vorherige Einwilligung von CORESTATE Capital Group GmbH weder reproduziert noch vervielfältigt werden. CORESTATE Capital Group GmbH untersagt ausdrücklich jegliche Verteilung und Weitergabe dieser Publikation an Dritte. CORESTATE Capital Group GmbH ist nicht haftbar für jegliche Ansprüche oder Klagen von Dritten, die aus dem Gebrauch oder der Verteilung dieser Publikation resultieren. Die Verteilung dieser Publikation darf nur im Rahmen der dafür geltenden Gesetzgebung stattfinden.

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